Radonkonzentration
0 Bq/m3 |
Radonkonzentration
800 Bq/m3 |
|
---|---|---|
Lebenslange Nichtraucher | 0,4 % | 0,7 % |
Raucher*) bis zum 30. Lebensjahr | 2,3 % | 3,7 % |
Raucher*) bis zum 50. Lebensjahr | 4,3 % | 7,2 % |
Raucher*) bis zum 75. Lebensjahr | 10.4 % | 16,9 % |
*) Zigarettenkonsum 15-24 Zigaretten täglich
Quelle: gsf mensch+umwelt spezial: Strahlung, 18. Ausgabe - 2006
Gesundheitliche Auswirkungen von Radon
Über die Luft eingeatmetes Radongas wird zum überwiegenden Teil gleich wieder ausgeatmet. Die größte gesundheitliche Gefährdung geht nicht vom radioaktiven Edelgas Radon aus, sondern von den
Zerfallsprodukten des Radon, kurzlebigen ebenfalls radioaktiven Schwermetallen. Die in der Raumluft vorhandenen Zerfallsprodukte lagern sich an luftgetragene Schwebteilchen (Aerosole) an. Beim
Atmen werden die Zerfallsprodukte und die Aerosole mit den anhaftenden Radon-Zerfallsprodukten in der Lunge abgelagert. Von dort senden sie radioaktive Strahlung aus, die das unmittelbar
umgebende Lungengewebe schädigen kann.
Nach derzeitigem Kenntnisstand wird das durch Radon verursachte Lungenkrebsrisiko folgendermaßen eingeschätzt:
Aus den epidemiologischen Studien wird abgeleitet, dass bei einer Zunahme der Radonkonzentration um 100 Bequerel pro Kubikmeter sich das Lungenkrebsrisiko um 10 % erhöht. Die mittlere
Radonkonzentration in Wohngebäuden in der Bundesrepublik liegt bei ca. 50 Bequerel pro Kubikmeter Luft, in der Außenluft beträgt die Radonkonzentration etwa 10 Bequerel pro Kubikmeter.
Bei der Risikobetrachtung darf das Rauchen nicht außer Acht gelassen werden. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister entfielen im Jahr 2000 in Deutschland 26,8 % der Krebstodesfälle bei Männern und 9,8 % der Krebstodesfälle bei Frauen auf Lungenkrebs. Insgesamt starben im Jahr 2000 39.000 Menschen an Lungenkrebs. Für die meisten (bis 90 %) dieser Lungenkrebstodesfälle war Rauchen verantwortlich. Es ist aber anzunehmen, dass das Lungenkrebsrisiko durch Radon bei gleichzeitigem Rauchen erhöht wird. So treten - in absoluten Zahlen betrachtet - die meisten radonbedingten Lungenkrebsfälle bei Rauchern auf. Die Tabelle zeigt das Risiko einer Erkrankung an Lungenkrebs. Betrachtet wird das Risiko bei einer hypothetischen Radonkonzentration von 0 Bq/m3 und bei 800 Bq/m3.
Radon und seine Folgeprodukte gelangen durch die Atmung in die Lunge. Radon als Edelgas wird rasch wieder ausgeatmet. Die Radonfolgeprodukte jedoch, die überwiegend an in der Luft befindlichen Teilchen angelagert sind, bleiben in den feuchten Atemwegen haften. Vor allem durch die freiwerdende energiereiche Alpha-Strahlung der Radonfolgeprodukte werden die oberen Zellschichten des Lungengewebes geschädigt, was langfristig ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko bedeutet. Radon ist nach dem Rauchen die wichtigste Ursache für Lungenkrebs. Das Lungenkrebsrisiko ist umso größer, je höher die Radonkonzentration in der Atemluft ist.
Historisch gesehen haben Untersuchungen an Bergarbeitern erstmals gezeigt, dass Radon und seine Zerfallsprodukte ursächlich für die Entstehung von Lungenkrebs ist. Radon wurde deshalb 1988 vom
internationalen Krebsforschungszentrum (International Agency for Research on Cancer, IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO), als Karzinogen für den Menschen
eingestuft.
Seit den 80iger Jahren wurden in Europa, Nordamerika und China mehr als 20 große Studien durchgeführt, die das Lungenkrebsrisiko durch Radon in Wohnungen direkt untersuchten. Die größte und
aussagekräftigste Studie ist die 2005 publizierte gemeinsame Auswertung von 13 europäischen Studien von Darby.
Die Studie brachte folgende Ergebnisse:
In der gemeinsamen europäischen Auswertung wurde eine grobe Abschätzung des Anteils der durch Radon in Wohnungen verursachten Lungenkrebstodesfälle in Europa vorgenommen. Nach UNSCEAR 2000 beträgt der Mittelwert der Radonkonzentration in Wohnungen in der Europäischen Union etwa 60 Bq/m³. Geht man von einem linearen Risikoanstieg von 16% pro 100 Bq/m³ aus, so verursacht Radon in Wohnungen in Europa 9% aller Lungenkrebstodesfälle und 2% aller Krebstodesfälle. Absolut gesehen heißt dies, dass ca. 20.000 Lungenkrebstote pro Jahr in der Europäischen Union durch Radon verursacht werden.